Unser Monat auf den Philippinen ist zu Ende, Zeit für einen Rückblick. Von der Schwierigkeit, die philippinische Kultur einzuordnen, über witzige Sprach-Missverständnisse bis hin zu weissmachenden Seifen.

Von Olivia

Während unseres Philippinen-Monats fragten wir uns, wie eigentlich die Kultur des Landes einzuordnen sei. Ein schwieriges Unterfangen. Das südostasiatische Flair ist hier nicht so präsent wie in anderen Ländern dieses Erdteils. Eher fühlt es sich nach Karibik an. Das liegt wohl am 350-jährigen Einfluss der Spanier, aber auch dem späteren der Amerikaner. Die Einwohner haben zumindest optisch klar den asiatischen Touch, und der allgegenwärtige asiatische Reis ist aus dem lokalen Essen nicht wegzudenken. Schwer einzuordnen ist die Kultur der Philippinen jedoch auch deswegen, weil es, auf die über 7000 Inseln des Landes verteilt, zahlreiche eigene Kulturen und Sprachen gibt.

Income? Tea? Fresh fruit?

Viele Filipinos verstehen und sprechen Englisch, jedoch in den unterschiedlichsten Niveaus und Aussprachequalitäten. So hiess es etwa, als wir in einem Restaurant nach frischen Fruchtsäften fragten, man habe nur «income». Einkommen? Irgendwann kamen wir darauf, dass es sich um Getränke «in can», also in Büchsen, handelte. Auf die Frage nach «salad» bekamen wir zur Antwort: «Our bestseller is chicken curry with rice.»

Überhaupt, das Essen ist hier so eine Sache. Obwohl die lokalen Menus – meistens gut gewürztes, geschnetzeltes Fleisch mit Reis dazu – uns sehr gut schmeckten, meinten doch viele Filipinos, sie müssten uns Fast-Food-Buden empfehlen. Sie waren jeweils erstaunt, dass wir Westler das lokale Essen vorzogen. Man schwört im Land auch auf Fertigessen und Snacks, insbesondere vom Schweizer Lebensmittelgiganten, dessen Name mit N beginnt. Kaffee wird häufig als Instantgetränk aus Pulver konsumiert, und eine Teekultur fehlt ganz – im Gegensatz zu anderen asiatischen Ländern.

Frische Gemüse und Früchte waren in manchen Restaurants nicht erhältlich, obwohl der Markt mit dem tollsten Angebot gleich um die Ecke lag. Fragte man nach Gemüse, wurde einem manchmal Brot offeriert. Was machten wir also? Wir kauften die Frischware selber ein und gaben sie dem Hotel oder Restaurant zum Schneiden.

Lieber weiss statt braun

Apropos Erhältlichkeit: Ich glaube, ich habe noch nie so lange nach einem simplen Duschgel gesucht. In den Gestellen der entsprechenden Geschäfte fand ich zuhauf Haarshampoo, Bodylotion, feste Seife und Baby-Badegels und -Puder. Wenn sich doch einmal ein Duschgel ins Gestell verirrte, dann war es mit «whitening» angeschrieben. Möglichst helle Haut gilt hier als schick, im Gegensatz zu unserer Kultur mit all den Solarien und Selbstbräunungssprays. Das zeigt einmal mehr: Der Mensch ist nicht zufrieden mit dem, was er hat.

Wir erlebten die Filipinos als hilfsbereit, wenn wir sie etwas fragten. Ziemlich bald fiel uns auf, dass wir nie ein «I don’t know» hörten, sondern immer Antworten bekamen. Nicht immer waren sie korrekt. Ein Beispiel: Als wir in Legazpi an einem Busterminal nach dem Abfahrtsgate nach Donsol fragten, zeigten gleichzeitig drei Männer in drei verschiedene Richtungen. Fazit: Wer selbst sucht, der findet ebenfalls.

Selbstspül-Klos und Fertigkirchen

Zu Beginn unserer Philippinen-Reise wunderte ich mich, warum neben den Toiletten Plastikeimer und -Schöpfkellen standen. Später fluchte ich über eine Klospülung, die nicht funktionierte. Bald merkte ich jedoch, dass man bloss einige Kellen voll Wasser in die WC-Schüssel zu schütten brauchte, damit deren Inhalt runtergespült wurde.

Die Zivilisation auf den Philippinen ist nicht unbedingt das, wofür man das Land besucht, sondern vielmehr die überwältigende Natur. Die Städte und Dörfer sind meistens hässlich, laut, stinkig und rein funktional. Ab und zu findet man ein an sich schönes Überbleibsel aus der spanischen Herrschaftszeit, das allerdings oft am Zerfallen ist. Bei allem Lärm und Gestank der Städte erstaunte uns doch immer wieder der Verkehr, der nicht wirklich über Regeln, geschweige denn eine Signalisation verfügt. Aber er funktioniert. Die Verkehrsteilnehmer schauen sehr gut, was um sie herum abgeht, und handeln defensiv statt offensiv. Das reicht offensichtlich aus.

So gut der dichte Verkehr funktioniert, so schade fanden wir es, dass viele Städte und Dörfer kaum Nutzen daraus ziehen, dass sie am Meer liegen oder an Flüssen liegen. Brauchbare Strände oder Uferpromenaden sind Mangelware, die entsprechenden Gegenden sind oft voller Abfall und ohne irgendeinen durchgehenden Weg. Eine überraschende Ausnahme bildete die Stadt Legazpi in Südost-Luzon, die nicht nur über eine ansprechende Hafenfront mit Restaurants verfügte, sondern dies auch noch gleich mit fantastischer Sicht auf den perfekten Vulkan Mayon.

Speziell auf der Insel Luzon ist uns zudem aufgefallen, dass es zahlreiche Kirchen gibt, die einander sehr ähnlich sind und aussehen, als wären sie aus einem Themenpark importiert worden. Meistens sind sie, nebst ihrer sandfarbenen Grundierung, hellblau oder rosa angemalt. Auf einigen thront ein grosses Kreuz, das hellblau in die Nacht hinaus leuchtet. Wir haben darüber gewitzelt, dass es wohl Fertig-Bausets von Kirchen gibt mit entsprechenden Aktionen à la «Kaufen Sie zwei Kirchen und erhalten Sie das Leuchtkreuz gratis dazu! Neu in trendigem Blau!» Und irgendwann würden Kirchgemeinden einen Werbeflyer erhalten, auf dem steht: «Neu! Fertigkirchen jetzt auch in Gelb!»

Tschüss Philippinen!
Nun haben wir die Philippinen verlassen nach einem Monat voller Erlebnisse, von Rebellennähe auf dem höchsten philippinischen Berg über Inselhüpfen und Reisterrassen-Wanderungen bis hin zur pulsierenden Hauptstadt Manila. Nach dem jetzigen Zwischenstopp in Sydney (teuer, teuer!) freuen wir uns auch auf die nächste Destination, die Fidschi-Inseln.

 

Fotoalbum Nord-Luzon:

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