Unsere Hawaii-Ferien haben etwas turbulent begonnen. Doch nun geniessen wir mit unserer Tochter Linda das Strandleben, die Vulkane und was Big Island Hawaii sonst noch bietet.
Von Olivia
Gemütlich auf dem Highway durch die tiefschwarzen Lavafelder fahren, Meerbrise durch die offenen Autofenster, dazu relaxte Musik mit polynesischem Gesang. Willkommen auf Big Island Hawaii. Endlich wieder einmal eine längere Reise, sieben Wochen sind wir unterwegs: von Zürich via San Francisco nach Big Island Hawaii, später auf die Insel Kauai und Ende Februar via Miami wieder zurück in die Schweiz.
Etwas aber ist anders als auf unserer Weltreise von 2011. Es ist unsere erste grosse Reise als Familie. Wir freuen uns sehr, mit unserer vierjährigen Tochter Linda viele tolle Abenteuer zu erleben und die funkelnden Kinderaugen zu sehen. Und zu staunen, wie schnell sie die englische Sprache lernt.
Der fast zwölfstündige Flug nach San Francisco verlief dank moderner Bordunterhaltung und Tablet relativ ereignislos. Die Herausforderung kam in Form des Jetlags während des dreitägigen Aufenthalts in der Stadt – mit neun Stunden Zeitunterschied zur Schweiz. Oder was macht man mit einem hellwachen, bewegungsbedürftigen Kind in einem Hotelzimmer um 3 Uhr nachts, bis um 6.30 Uhr endlich das Frühstücksbuffet öffnet?
Ein «Scherz» der makabren Art
13. Januar 2018, Kona an der Westküste von Big Island Hawaii, unser zweiter Ferientag hier. Kurz nach 8 Uhr morgens vibrierten und schrillten unsere Handys. «BALLISTIC MISSILE THREAT INBOUND TO HAWAII. SEEK IMMEDIATE SHELTER. THIS IS NOT A DRILL», steht in Grossbuchstaben auf dem Bildschirm. Ein Fake? Ein Hackerscherz? Was sollen wir tun?
Wir packten in unserer gemieteten Ferienwohnung ein paar Sachen für den Fall, dass wir woanders wohnen müssten, dachten aber gleichzeitig: Wenn da wirklich ein «Gruss» von Kim aus dem Westen kommt, können wir uns eh nicht mehr in Sicherheit bringen. Nachbarn beluden ihr Auto mit Lebensmittelvorräten. «Wohin geht ihr?», fragten wir in unserer Ratlosigkeit. «In die Höhe. Für den Fall, dass die Rakete das Meer trifft und einen Tsunami auslöst.»
Während wir packten, schauten wir manchmal aufs Meer. Wie würde so eine anfliegende Rakete aussehen? Zudem checkten wir mehrmals im Internet, ob die Medien darüber berichteten. Interessanterweise fanden wir nicht zuerst auf einem amerikanischen, sondern auf einem britischen Newsportal eine Entwarnung. Es sollten aber noch viele lange Minuten verstreichen, bis die hawaiianische Regierung das offizielle «False Alarm»-SMS verschicken würde: «There is no missile threat or danger to the State of Hawaii. Repeat. False alarm.» 38 Minuten vom Alarmeingang bis zur Entwarnung. Was wohl in den vollen Touristenhotels abgegangen sein mag? In unserem Wohnquartier war es verhältnismässig ruhig. Und wir, erleichtert nach der Entwarnung, gingen an den Strand.
Das Strandleben dominierte dann auch die ersten Tage, bis wir uns richtig eingelebt hatten. Sandig, steinig, felsig, schwarz oder golden, mit oder ohne Wellen. Die Strände auf unserer sonnengetränkten Seite der Insel haben einiges zu bieten.
Zuschauen, wie Land entsteht
In unserer ersten Zeit auf Big Island gab es eine interessante Häufung von, sagen wir mal, etwas speziellen Situationen. Nur eine Woche nach dem falschen Raketenalarm beschloss die US-Regierung wegen Geldmangels einen sogenannten Shutdown. Das heisst, dass unter anderem sämtliche Nationalparks des Landes geschlossen wurden, und zwar just als der Volcanoes National Park auf unserem Programm stand. Trotzdem fuhren wir hin, die Unterkünfte hatten wir ja schon gebucht. Schon einige Kilometer vor dem Nationalpark wiesen mobile Leuchtschilder auf die Parkschliessung hin: Park closed – Shutdown. Doch kurz darauf die Entwarnung: Der US-Kongress hatte sich (wieder) auf eine Erhöhung des Haushaltsbudgets geeinigt, der Shutdown war nach drei Tagen zu Ende.
Am Folgetag strömten wir also mit Horden von Touristen dorthin, wo der aktivste Vulkan der Erde, der Kilauea, unermüdlich Lava und Rauch speit. Obwohl der Lavafluss nicht bis zum Meer hinunterging: Es war eindrücklich, live zuzusehen, wie neue Landmasse am Entstehen ist. Rafael ging um 6 Uhr morgens zum Krater des Kilauea, als die sprudelnde Lava in der Dunkelheit besonders gut sichtbar war.
Am selben Tag erfuhren wir von besorgten Freunden aus der Schweiz, dass es ein Erdbeben in Alaska gegeben habe und darum eine Tsunami-Warnung unter anderem für Hawaii herausgegeben worden sei. Hä, Tsunami-Warnung? Nichts gehört vor Ort. Es war Nacht, unsere Handys ausgeschaltet, und wir befanden uns sowieso im Dorf Volcano auf gut 1000 Metern über Meer.
Nass wurden wir trotzdem. Die meiste Zeit wurde die Region um Volcano und den Nationalpark von Platzregen heimgesucht. Wenigstens machte dieser die eine oder andere Pause, sodass wir in den trockenen Zeitfenstern die wichtigsten Attraktionen des Vulkan-Nationalparks bestaunen konnten. Doch im nächsten Ort, in Hilo an der Ostküste von Big Island, erwischte uns das Nass dennoch. Auf dem Ausflug zum Akaka-Wasserfall konnte auch unsere Schweizer Regenbekleidung dem Dauerplatzregen nicht mehr standhalten. Immerhin donnerte der Wasserfall darum besonders schön in die Tiefe.
Auf der Rückfahrt von Hilo nach Kona ging es über die malerische Saddle Road, einen Highway zwischen den beiden grössten Vulkanen der Insel, Mauna Loa und Mauna Kea. Letzteren befuhren wir bis auf 2800 seiner 4000 Höhenmeter und wanderten mit Linda durch die rötlich-braune Landschaft voller kleinerer Vulkankegel. Und genossen es, endlich mal nicht verregnet zu werden.
Schwimmen mit den Delfinen
Zurück in Kona hatte uns das Strandleben wieder. Das ist aber nicht nur Herumliegen auf der faulen Haut. Geht man Surfen, braucht es gute Kondition. Erstmals nach sieben Jahren ging Rafael im Surfkurs wieder aufs Brett; das Aufstehen klappte von Beginn weg. Es ist wohl wie beim Velo- oder Skifahren: Hat man es einmal gelernt, verlernt man es nicht mehr.
Zehn Tage zuvor besuchte ich ebenfalls einen Auffrisch-Surfkurs nach sieben Jahren Pause. Die Wellen waren so klein und gerade noch knapp surfbar, sodass es anfangs etwas schwierig war, aufs Brett zu stehen. Interessant: Laut Surflehrer Willie gibt der Schub von grösseren (aber nicht zu grossen) Wellen mehr Stabilität, womit man besser aufs Brett stehen kann. Insgesamt klappte es bei mir dennoch sechsmal. Ich war glücklich darüber – und vor lauter Paddeln war ich gleichzeitig so müde (danke, Dezember-Grippe, fürs Rauben meiner Kondition), dass ich sofort im Wasser auf dem Surfbrett liegend hätte einschlafen können.
Es ging wassersportlich weiter: Kajaken – mit der Hoffnung, Delfine anzutreffen. Frühmorgens fuhren wir noch etwas verschlafen an die Kealakekua Bay, die Bucht, wo Captain Cook 1779 im Kampf mit Ur-Hawaiianern umkam. Kampf herrscht dort immer noch auf eine Art: ab etwa 9.30 Uhr, wenn die monströsen Tourschiffe die Bucht überfallen und Dutzende (oder Hunderte?) von Schnorchlern ins Wasser ausspucken, welche die sensiblen Korallenriffe belagern.
Das bekamen wir zum Glück nur kurz mit. Selber machten wir uns um 7.30 Uhr per Kajak auf in die noch fast einsame Bucht, die in goldenes Morgenlicht getaucht war. Nur wenige andere Paddler und Schnorchler glitten übers Wasser. Und plötzlich waren sie da: Etwa fünf bis sieben Delfine umschwammen unser Kajak, liessen immer wieder ihre Rücken und -flossen aus dem Wasser blitzen. Als ich darauf schnorchelnd das Wasser erkundete, schienen zwei Delfine im Standby-Modus zu sein, sodass ich sie eine gefühlte Ewigkeit bestaunen konnte. Bevor sich die Delfingruppe aus der Bucht verabschiedete, bot sie ein fulminantes Finale: Mit viel Anlauf schossen die Tiere aus der Tiefe in die Luft hinauf und wirbelten mehrmals um ihre Achse, um dann klatschend wieder im Wasser zu landen. Nicht umsonst heissen sie Spinner Dolphins (englisch «to spin»: sich schnell drehen, schleudern).
Ein ebenso eindrückliches Spektakel bot sich uns wenige Tage später: Buckelwale tummelten sich vor dem Pine Tree Beach. Sie waren in Hochform, sprangen etwa zehnmal mit voller Kraft aus dem Wasser – einmal sogar zwei Wale gleichzeitig. Wir liessen am Strand alles stehen und liegen und hatten nur noch grosse Augen für dieses Schauspiel der Natur.
Nun geht es weiter auf die Insel Kauai. Was wir dort wohl alles erleben werden? Fortsetzung folgt.
Hier geht es zum ersten Fotoalbum unserer Hawaii-Reise 2018. (Wir bitten um Verständnis, dass wir keine erkennbaren Fotos unserer Tochter online stellen. Sie soll später selber entscheiden können, was von ihr ins Internet wandert.)
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