«Was, Kolumbien? Achtung, kriminell!» Wir teilen diese Meinung nicht. Das Land wird – zumindest aus touristischer Sicht – zu Unrecht verteufelt. Wer sich informiert und nicht die kritischen Gebiete aufsucht, reist sehr sicher. Im letzten Land unserer Weltreise genossen wir nochmals die Wärme.

Von Olivia

Verschwitzt, verklebt und voller Mückenstiche verliessen wir den Amazonas, und ich freute mich auf ein wenig Abkühlung in Bogotá auf 2600 Metern über Meer. Wir wussten sehr wohl, dass Kolumbiens Hauptstadt seit Monaten täglich von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht wurde. Aber dass fast alle Häuser ungeheizt waren, erfuhren wir erst, als wir in unserer Unterkunft ankamen. Bei der feuchten Luft fühlten sich die wohl 15 Grad Celsius Innentemperatur noch viel kälter an. Das chronische Verkehrs-Chaos und zu gut versteckte Kulturangebot trug auch nicht wirklich zu einer Steigerung unseres Wohlbefindens in Bogotá bei. Also nichts wie ab in den Wellnessbereich des altehrwürdigen «Hotel de la Opera» in der zugegebenermassen schönen Altstadt. Aufgewärmt und viel besser gelaunt trafen wir ein Paar aus Bogotá, das wir im September in New York kennengelernt hatten, und anschliessend meine ehemalige Stadtblatt-Kollegin Rosmarie, die zurzeit in der Stadt lebt und arbeitet. Unser Aufenthalt hier lohnte sich schlussendlich doch noch.

Weg vom Regen, ab ans Meer!

Eigentlich wollten wir danach das Gebiet zwischen Bogotá und der Karibikküste erkunden, das ideal sein soll für Wandern, Riverrafting und andere Aktivitäten. Doch die schlimmsten Regenfälle in Kolumbien seit Menschengedenken machten unseren Plänen einen Strich durch die Rechnung. So flogen wir direkt nach Cartagena an der Karibikküste. Diese war vergleichsweise wenig betroffen von den Regenfällen und Überschwemmungen, und die 30 Grad mit der leichten Meeresbrise fühlten sich herrlich an.

Für uns war die alte Kolonialstadt mit ihrer massiven Hafenmauer eine der schönsten Städte unserer Weltreise, wenn nicht sogar die allerschönste. Die Altstadt mit den Vierteln «Centro» und «San Diego» ist wundervoll restauriert, und alle paar Ecken stiessen wir auf lauschige Plätzchen mit schattenspendenden Bäumen. Ein anderes Viertel mit kolonialen Gebäuden ist «Getsemaní», aber im Gegensatz zu ersteren ist es ist renovationsbedürftiger. Dazu kommen die vielen Menschen, Farben, Düfte und Töne, und genau das gefiel uns sehr: Getsemaní lebt!

Einen Katzensprung von unserem Hostel weg fanden wir eine winzige Schneiderei, die wohl kaum grösser war als fünf Quadratmeter. Der Schneider – wir sahen in Cartagena fast ausschliesslich Männer in diesem Beruf – kümmerte sich rührend um Rafaels Hemd mit dem Loch und war dabei für einen unterhaltsamen Schwatz zu haben.

Die Suche nach dem perfekten Strand

Nach ein paar Stadttagen rief der lang ersehnte Karibikstrand: Vier Busstunden von Cartagena lagen die Urlauberparadiese Santa Marta und Rodadero, sprich, eine Ansammlung überdimensionaler Hotelklötze. Wir düsten eine Bucht weiter nach Taganga, ein Fischerdörfchen, das seit wenigen Jahren von Aussteiger-Gringos überrannt wird. Irgendetwas von dort muss die vorwiegend europäischen Einwanderer anziehen. Der Strand ist es jedenfalls nicht. Er und sein nahegelegener «Artgenosse» sind grau, schmuddelig, überfüllt mit Lokaltouristen und aufdringlichen Verkäufern. Das Wasser sah auch nicht gerade anziehend zum Schwimmen aus. Jedoch fühlten wir uns sehr wohl im Hostel, das von einem Holländer geführt wurde und nichts zu wünschen übrig liess.

Aber der perfekte Strand, wo war er denn? Uns wurde von verschiedenen Seiten die Kunde überbracht, dass der Nationalpark Tayrona in der Nähe von Taganga genau über solche Strände verfüge. Und mehr noch: Nebst Palmen und weissen, feinen Stränden sollen überall mächtige runde Granitbrocken der wilden Brandung trotzen. Also nichts wie los!

Nach einem Abstecher auf eine Kaffeefarm ging es in den Tayrona. Uns wurde tatsächlich nicht zu viel versprochen. Die Sonne, die anfangs noch im Streik war, zeigte sich dann noch rechtzeitig für unseren letzten Nachmittag im Park, und wir konnten die Fotos für unsere elektronischen Weihnachtsgrüsse schiessen. Die Zeit im Park versüssten wir uns mit den Schokoladebroten eines älteren kolumbianischen Paares, den Grosseltern des ehemaligen Schweizer Fussball-Nationalspielers Johan Vonlanthen.

Zurück in Cartagena feierten wir erstmals Weihnachten bei tropischen Temperaturen und fragten uns, warum so viele Schweizer etwas gegen grüne Weihnachten haben. Der Weihnachtsabend war gleichzeitig auch der letzte Abend vor unserer Rückreise in die Schweiz, und den wollten wir in einem Restaurant mit Meersicht feiern. So spazierten wir auf der Hafenmauer Cartagenas Hand in Hand in den letzten Sonnenuntergang unserer Weltreise...

 

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